Bildrechte für Einsteiger 101: Stockfotos, Creative-Commons-Lizenzen und was „Royalty-Free“ wirklich bedeutet

Veröffentlicht am June 17, 2024

„Ich hab’s bei Google Bilder gefunden.“ – Ein teurer Irrtum

Im digitalen Zeitalter denkt man leicht, jedes Bild im Internet sei kostenlos nutzbar. Das ist eine gefährliche und oft sehr teure Annahme. Jedes Bild ist ab dem Moment seiner Entstehung automatisch urheberrechtlich geschützt. Die Nutzung ohne korrekte Lizenz kann zu Abmahnungen und hohen Schadensersatzzahlungen führen.

Dieser Leitfaden lüftet das Geheimnis der gängigsten Bildlizenz-Arten, damit Sie Bilder beruhigt auf Ihrer Website, Ihrem Blog oder in Social Media einsetzen können.

Die wichtigsten Bildlizenz-Typen

1. Royalty-Free (RF, lizenzfreie Nutzung)

Der mit Abstand häufigste Lizenztyp bei kommerziellen Stockfoto-Plattformen wie Adobe Stock, Shutterstock und Getty Images.

  • Was es bedeutet: Sie zahlen einmalig und erhalten das Recht, das Bild beliebig oft und für beliebige Zwecke zu nutzen – ohne jedes Mal weitere „Lizenzgebühren“ (Royalties) zahlen zu müssen.
  • Was „Royalty-Free“ NICHT bedeutet: Das Bild ist nicht kostenlos. Es bedeutet auch nicht, dass Sie exklusive Rechte haben – jeder andere kann dasselbe Bild ebenfalls lizenzieren und nutzen.
  • Am besten geeignet für: Allgemeine Nutzung in Blogartikeln, Website-Bannern und Social Media. Preiswert und flexibel.

2. Rights-Managed (RM, rechtsverwaltete Lizenz)

Ein traditionelleres, stark einschränkendes Lizenzmodell, meist bei hochwertiger Werbe- oder Editorial-Fotografie.

  • Was es bedeutet: Sie lizenzieren das Bild für einen genau definierten Zweck, Zeitraum und geografischen Raum. Der Preis richtet sich danach. Beispiel: Sie lizenzieren ein Foto exklusiv für eine Plakat-Kampagne in Berlin für 3 Monate lang.
  • Besonderheit: Sie können in der Regel Exklusivrechte kaufen – in diesem Zeitraum darf niemand sonst (auch nicht Ihre Konkurrenz) das Bild nutzen.
  • Am besten geeignet für: Große Werbekampagnen oder wichtige Markenauftritte, bei denen Exklusivität entscheidend ist. Deutlich teurer als Royalty-Free.

Die wirklich „kostenlos nutzbaren“ Kategorien

Die meisten professionellen Bilder kosten Geld, aber es gibt einige Quellen, die tatsächlich kostenfrei sind.

3. Public Domain (Gemeinfreiheit)

Werke, deren Urheberrecht abgelaufen, aufgegeben oder nie existent war.

  • Was es bedeutet: Das Werk gehört der Allgemeinheit. Sie dürfen es kopieren, verändern, verbreiten und auch kommerziell nutzen – alles ohne Erlaubnis.
  • Beispiele: Gemälde alter Meister (z. B. Mona Lisa), Fotos US-amerikanischer Bundesbehörden (z. B. NASA) oder Werke, die der Urheber ausdrücklich mit CC0 der Gemeinfreiheit übereignet hat.
  • Wo finden: Metropolitan Museum of Art, NASA-Bilddatenbank oder Stock-Plattformen mit „Public Domain“-Filter.

4. Creative Commons (CC)

Creative Commons ist eine Non-Profit-Organisation, die standardisierte, flexible Lizenzen bereitstellt. Urheber können so ihre Werke frei teilen und trotzdem bestimmte Rechte behalten.

Wichtig: Immer die konkrete CC-Variante prüfen! Die Lizenzen bestehen aus Bausteinen:

  • BY (Namensnennung): Sie müssen den Urheber*in nennen. → Ist fast immer enthalten.
  • SA (Share-Alike): Bei Bearbeitung oder Remix muss das neue Werk unter derselben Lizenz stehen.
  • NC (Non-Commercial): Kommerzielle Nutzung verboten – für Unternehmen besonders wichtig!
  • ND (No-Derivatives): Keine Bearbeitung oder Abwandlung erlaubt.

Häufige Kombinationen:

  • CC BY: Sehr frei – alles erlaubt, solange Sie den Urheber nennen.
  • CC BY-SA: Wie oben, aber Abwandlungen müssen wieder CC BY-SA sein (ähnlich Copyleft).
  • CC BY-NC: Darf nicht kommerziell genutzt werden, Namensnennung Pflicht.
  • CC0 (Public Domain Dedication): Urheber verzichtet auf sämtliche Rechte. Nutzung ohne Namensnennung und für jeden Zweck erlaubt.

Plattformen wie Unsplash, Pexels und Pixabay stellen Fotos meist unter eigenen, CC0-ähnlichen Lizenzen zur Verfügung – kommerzielle Nutzung ohne Namensnennung erlaubt (wird aber trotzdem gerne gesehen).

Fazit: Immer die Lizenz prüfen

Bevor Sie mit Rechtsklick → „Bild speichern unter“ loslegen, halten Sie kurz inne und suchen Sie die Lizenz:

  • Bei Stock-Plattformen: Lizenzbedingungen genau lesen.
  • Bei Creative-Commons-Bildern: Auf „NC“ (Non-Commercial) und „ND“ (No-Derivatives) achten.
  • Wenn Sie keine Lizenz finden → Finger weg!

Ein paar Minuten Recherche können Ihnen später teure Abmahnungen und Schadensersatzforderungen ersparen.

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